«Kinder und Jugendliche sind Seismographen»

Sie ist in einer Villa im Basler «Gundeli» als damalige Pionierin gestartet: die Jugendpsychiatrische Abteilung (JPA) der UPK. Jetzt feiert sie – in einem modernen und zeitgemässen Gebäude auf dem UPK-Campus – ihr 30-jähriges Bestehen.

«Offen, autonom und interdisziplinär», so beschreibt Prof. Alain Di Gallo die Jugendpsychiatrische Abteilung (JPA) der UPK Basel. Der heutige Direktor der Klinik für Kinder und Jugendliche UPKKJ hat als Assistenzarzt schon den Anfang der JPA miterlebt.

Die JPA bietet stationäre Plätze für 13 Jugendliche. «Die Jugendlichen leben und lernen hier ihren Alltag mit Strukturen, gehen zur Schule oder machen eine Lehre», so Alain Di Gallo. Einzigartig sei, dass die Patientinnen und Patienten für sich selber einkaufen, kochen und sich frei bewegen können. «Die jungen Menschen müssen motiviert sein, mit uns zusammenzuarbeiten», erklärt Alain Di Gallo, «sonst geht es nicht». Das Engagement der UPKKJ für Jugendliche ist weit gefächert und besteht auch aus Kooperationen mit zahlreichen sozialpädagogischen Institutionen in der Region. Weiter gehören Workshops mit Basler Schulen («Irre normal») oder eine «Jugendaustauschgruppe» (wöchentlicher Austausch mit Jugendlichen in Zusammenarbeit mit der Familien-, Paar- und Erziehungsberatung «fabe») dazu.

Schweizweite Unterversorgung als grosse Herausforderung
«Die JPA war schon vor 30 Jahren eine Pionierin auf ihrem Gebiet», so Alain Di Gallo, «aber natürlich hat sich – wie überall – vieles verändert». Auch gesellschaftlich. So ist zum Beispiel die Zahl psychisch bedingter Spitalaufenthalte bei Mädchen im Alter von 10 bis 24 Jahren von 2020 bis Ende 2021 um 30 Prozent angestiegen. Und gemäss OBSAN-Bulletin (Mai/2023) ist insbesondere bei Mädchen und jungen Frauen eine Hospitalisierung aufgrund eines mutmasslichen Suizidversuchs «alarmierend». Dies vor dem Hintergrund, dass das Bundesamt für Gesundheit BAG für Kinder und Jugendliche in der Schweiz eine psychiatrisch-psychotherapeutische Unterversorgung für Kinder und Jugendliche beklagt. Alain Di Gallo dazu: «Es ist unbestritten, dass die Nachfrage einen Ausbau der Angebote erfordert. Der Fachkräftemangel und die Unterfinanzierung der Kinder- und Jugendpsychiatrie stellen uns vor eine grosse Herausforderung.»

Die Mehrheit der Kinder und Jugendlichen ist sehr zufrieden

«Die Kinder und Jugendlichen, die bei uns sind, haben ein Stück ihrer Sicherheit verloren, unsere Aufgabe ist es, ihnen Vertrauen zurückzugeben», erklärt Alain Di Gallo. «Kinder und Jugendliche sind Seismographen, die Erschütterungen in ihrer Umwelt sehr gut wahrnehmen». Und der heutige Alltag sei von Krisen belastet und geprägt von Reizüberflutungen. Neue Studien zeigen allerdings, dass gewisse Krankheitsbilder schon vor der Pandemie zugenommen haben und Corona lediglich wie ein «Beschleuniger» gewirkt habe. Besonders die vulnerable und durch ein schwieriges Umfeld belastete Minderheit werde häufiger symptomatisch, zudem habe sich die Zahl der schwerwiegenden Verläufe erhöht. Gemäss dem Direktor der Klinik für Kinder und Jugendliche UPKKJ ist die Mehrheit der Kinder und Jugendlichen mit ihrem Leben aber zufrieden und könne «gut mit Krisen und der zunehmenden Komplexität der Gesellschaft» umgehen.

Sehenswert: «Einstein» von SRF strahlte zwei Sendungen zur Kinder- und Jugendpsychiatrie mit Beteiligung der UPKKJ aus: «Jugend am Limit: Wie raus aus dem Krisenmodus» ( 22. Dezember 2022) und «Es ist okay, nicht okay zu sein» (7. Mai 2020).

Lesenswert«Aus der Bahn geworfen», «Fritz + Fränzi», Das Schweizer Elternmagazin, Mai/2023. 

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