Neurobiologie psychiatrischer Erkrankungen – Translationale Forschung Bench to Bedside
In den letzten Jahrzehnten ist das Wissen um die neurobiologischen Grundlagen psychischer Störungen enorm gewachsen. Neurowissenschaftler, Psychiater und Psychologen sind auf dem Weg, gemeinsam die Geheimnisse psychiatrischer Krankheiten zu entschlüsseln. Mittels «Bench to Bedside Forschung» («von der Laborbank zum Krankenbett») versuchen wir, biologische Mechanismen zu ergründen und abzubilden, die psychiatrischen Erkrankungen zugrunde liegen, aufrechterhalten oder begleiten.
Auch in den UPK Basel verfolgen wir einen multimodalen – einen auf mehreren Ebenen stattfindenden – Forschungsansatz, mit dem Ziel, molekulare, zelluläre und Verhaltens-Ansätze zu kombinieren, um diesen komplexen Erkrankungen gerecht zu werden. Ein besseres Verständnis dieser Zusammenhänge soll die Identifikation geeigneter Marker für Diagnose und frühes Ansprechen auf eine Therapie sowie neuer Behandlungsstrategien psychischer Erkrankungen ermöglichen. Bei vielen Erkrankungen ist die Pathogenese – die Mechanismen, die zur Krankheit führen beziehungsweise dieser zugrunde liegen – unklar und muss tiefer gehend erforscht werden.
Hauptforschungsrichtung der Arbeitsgruppe von Prof. Anne Eckert ist die Neurobiologie psychiatrischer Erkrankungen mit besonderem Fokus auf stress-assoziierten psychiatrischen Erkrankungen und Demenz. Folgende wissenschaftliche Fragestellungen und Spezialgebiete werden unter anderem erforscht:
- Biomarkerforschung für psychiatrische Erkrankungen:
Ein Biomarker ist ein biologisches Merkmal, das im Blut oder in Gewebeproben gemessen und bewertet werden kann. Ein wichtiger Biomarker ist der Nervenwachstumsfaktor BDNF («brain-derieved neurotrophic factor»). Dieser kann im Blut von Patientinnen und Patienten bestimmt werden. Wir untersuchen die Zusammenhänge zwischen Schlaf und geistiger Leistungsfähigkeit.
- Woher bekommt unser Gehirn seine Energie?
Wir untersuchen die Funktion der Mitochondrien – der Kraftzellen unseres Körpers – von der neuronalen Zellkultur über Tiermodelle bis hin zu ihrer Funktion im Patientengewebe.
- Welche Schädigung erfahren Mitochondrien – winzige Gebilde innerhalb einer Zelle – bei neurodegenerativen Prozessen, u.a. bei der Alzheimerkrankheit, Hirnalterung und infolge von Stress?
In unseren Mitochondrien wird Sauerstoff in Energie (ATP) umgewandelt. Um diesen Prozess anzutreiben, werden Elektronen entlang der Atmungskette – hintereinander geschaltete Proteinkomplexe – transportiert. Ein paar dieser Elektronen können der Kette entweichen und bilden mit dem Sauerstoffmolekül hoch aggressive Sauerstoffradikale, die überall in der Zelle Schäden anrichten können. Im Alterungsprozess der Neurone wird diese Kette bildlich gesprochen immer «löchriger», d.h. mehr Elektronen entweichen und führen zu «oxidativem Stress» und eingeschränkter Funktion der Mitochondrien. Auch Stresshormone und Alzheimer spezifische Proteine, wie das beta-Amyloid, verschlechtern die Funktion der Mitochondrien. Diese Mechanismen sowie schützende Strategien werden von uns erforscht.
- Wie lässt unsere «innere» Uhr die Mitochondrien ticken?
Wir untersuchen den Zusammenhang zwischen der zirkadianen Rhythmik – die inneren Rhythmen, die eine Periodenlänge von circa 24 Stunden haben – und dem Energiehaushalt von Zellen.
Das Neurobiologische Labor ist Teil der Transfakultären Forschungsplattform «Molecular and Cognitive Neuoscience (MCN)» der Universität Basel.
Information in English
Aktuelles Publikationsverzeichnis von A. Eckert (google scholar)
Mitglieder der Forschungsgruppe
Anne Eckert
Amandine Grimm
Imane Lejri
Anastasia Agapouda
Leo Szabo
Nimmy Varghese
Selina Werner
Anne Eckert, Prof. Dr. rer. nat.
Leiterin Neurobiologisches Labor der Transfakultären Forschungsplattform der Universität Basel
Wilhelm Klein-Strasse 27, 4002 Basel
anne.eckert@ upk.ch