Forschungsprojekte in der Jugendforensik
Die Jugendforensik ist spezialisiert auf Abklärungen und Behandlungen von psychisch auffälligen Kindern und Jugendlichen mit grenzverletzendem Verhalten. Mit diesem Verhalten fordern sie die Gesellschaft heraus, ihr Benehmen kann Angst und Unsicherheit auslösen. Um diese Kinder und Jugendlichen in ihrer Entwicklung, insbesondere der prosozialen, zu unterstützen und in die Gesellschaft einzubinden, benötigen wir Wissen über ihre Eigenschaften und deren Umfeld.
Ziele der Forschung in der Jugendforensik
Unser Hauptziel ist die Optimierung der Diagnostik und Behandlung dieser Gruppe. Deswegen liegen die Schwerpunkte der Forschungsabteilung Jugendforensik auf der Psychopathologie (z.B. ADHS, Depression, dissoziale Persönlichkeitsstörung), den psychosozialen Problemen (z.B. Trauma, Familie, Schule, Freizeit) und dem delinquenten Verhalten (z.B. Gewaltdelikte, Sexualdelikte, Rückfall) dieser Kinder und Jugendlichen. Damit können die Kinder und Jugendlichen in ihrer prosozialen Entwicklung gefördert und die Gesellschaft vor weiteren dissozialen Verhaltensweisen geschützt werden.
Um unsere Ziele zu erreichen, arbeiten wir eng mit kantonalen und ausserkantonalen Behörden, der Erwachsenenforensik (UPKF-E), der Klinik für Kinder und Jugendliche (UPKKJ) und weiteren jugendforensischen Stellen in der Schweiz zusammen.
Aktuelle Forschungstätigkeit
Folgende Forschungsprojekte werden in der Jugendforensik Basel durchgeführt:
Die Katamnese-Studie
Ziel der Katamnese-Studie ist es, herauszufinden, welche psychopathologischen, psychosozialen und Delinquenz-bezogenen Probleme Jugendliche in der Jugendforensik haben und wie sich diese während der Behandlung und auch nach der Behandlung in der Jugendforensik entwickeln. Dabei werden nicht nur mit Risikofaktoren dieser Jugendlichen untersucht, sondern auch deren Schutzfaktoren. Das Ziel ist es, die Diagnostik und Behandlung dieser Zielgruppe weiter zu verbessern, um die Gesellschaft vor zukünftigem delinquenten Verhalten zu schützen und die Jugendlichen in ihrer Entwicklung zu fördern. Zurzeit erheben wir Daten mittels dem Qualitätssicherungstool EQUALS sowie weiteren spezifischen Fragebögen und durch Interviews. Die Erhebung erfolgt bei Eintritt, während des Verlaufs und bei Austritt. Wir befragen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen auch zwei Jahren nach Austritt zu ihrer aktuellen Situation und deren Wohlbefinden.
Mitglieder der Forschungsgruppe
- Madleina Manetsch
- Cyril Boonmann
Die VRAPT-Studie
Derzeit wird an der UPK-F eine Machbarkeits- und Pilotstudie durchgeführt (sowohl mit Jugendlichen als auch mit Erwachsenen), um herauszufinden, ob eine Behandlung mit Virtual Reality Aggression Prevention Training (VRAPT) im forensisch-stationären Umfeld möglich ist. Dabei bewegen sich die Studienteilnehmer:innen mit VR-Brillen in einer virtuellen Umgebung und sind dort zum Beispiel aversiven Reizen wie Provokationen und Beleidigungen ausgesetzt und sollen lernen, funktionaler damit umzugehen. Ziel ist es, erste Erkenntnisse über die Wirksamkeit dieser Behandlungsform zu gewinnen.
Mitglieder der Forschungsgruppe
- Madleina Manetsch
- Cyril Boonmann
Das EARLY-Projekt
Mithilfe einer prospektiven Längsschnittstudie sollen Frühzeichen, Risikofaktoren und der Entwicklungsverlauf von beeinträchtigten Persönlichkeitsfunktionen bei Kindern und Jugendlichen untersucht werden. Bei dem Projekt handelt es sich um eine internationale Studie, die in der Schweiz gemeinsam mit der Kinder- und Jugendforensik der PUK Zürich und wird mit den UPD Bern durchgeführt. Eine beeinträchtigte Persönlichkeitsentwicklung beginnt meistens in der Kindheit, schreitet in der Jugend voran und ist im Erwachsenenalter häufig bereits chronifiziert. Beeinträchtigte Persönlichkeitsfunktionen sind assoziiert mit einem weitreichend negativen Einfluss auf das Leben der Betroffenen und hohen Kosten für die Gesellschaft als Ganzes. Wenn es möglich ist, gefährdete Individuen zu einem frühen Zeitpunkt zu erkennen und Risikofaktoren für beeinträchtigte Persönlichkeitsfunktionen besser zu verstehen, könnten ungünstige Verläufe möglicherweise frühzeitig positiv beeinflusst werden, was die psychosoziale Gesundheit der Betroffenen günstig beeinflussen und die Kosten für die Gesellschaft reduzieren könnte. Die genutzten diagnostischen Instrumente werden im Rahmen des EARLY-Projekts in neun weiteren Ländern parallel kulturadaptiert, normiert und validiert, sodass ab 2025 die neuesten diagnostischen Standards gemäss ICD-11 auch dort zur Verfügung stehen, um Auffälligkeiten in der Persönlichkeits-entwicklung bei Kindern und Jugendlichen frühzeitig zu erkennen.
Weitere Informationen finden Sie auch auf der Website:
https://brc.ch/research/early/
Mitglieder der Forschungsgruppe
- Marc Birkhölzer
- Delfine D’Huart
- Gresa Mazreku
Mitglieder der Forschungsgruppe
Madleina Manetsch, Dr. med.
Leitende Ärztin, Jugendforensik
Wilhelm Klein-Strasse 27, 4002 Basel
madleina.manetsch@ upk.ch