Der Darm und die Psyche
Der Mensch ist ein Ökosystem und in unserem Organismus leben mehr bakterielle Zellen als menschliche. Im Darm des Menschen befinden sich Milliarden von Bakterien. 95% der Bakterien leisten Hilfreiches, schützen vor diversen Erkrankungen und stärken das Immunsystem.
Der Darm kommuniziert sehr viel mit dem Gehirn. Der Darm beeinflusst die Psyche stärker als umgekehrt. Er steuert, ob wir Appetit haben oder satt sind, er kann das Lernen verbessern und die Stimmung beeinflussen, er kann Craving – ein starkes Verlangen – erzeugen und Suchtverhalten.
Darmhormone können Angst erzeugen und Bakterien im Darm bilden wichtige Hirnbotenstoffe. Bei verschiedenen psychischen Erkrankungen wurde diskutiert, dass der Darm in der Therapie Relevanz haben könnte – zum Beispiel bei Depressionen, Stress, Demenz, Abhängigkeitserkrankungen, Autismus und Aufmerksamkeitsdefizitstörung.
Auch die Ernährung kann das Leben im Darm beeinflussen und die psychische Gesundheit steuern, eine gesunde Ernährung kann vermutlich einige psychische Erkrankungen verhindern oder sogar therapeutisch wirken. Umgekehrt lösen einige Vitaminmangelerscheinungen psychische Probleme aus und die Einnahme von Vitaminen kann helfen, die Psyche zu stabilisieren.
Ob wir in Zukunft durch eine Ernährungsumstellung, die Gabe von Bakterien (Probiotika) oder gar einen Austausch von Darmbakterien, dem Mikrobiomtransfer, psychische Erkrankungen behandeln können, wird an den Universitären Psychiatrischen Kliniken (UPK) in Basel derzeit untersucht.
Mitglieder der Forschungsgruppe
Stefan Borgwardt
Undine Lang
Laura Mählmann
André Schmidt
Serge Brand
Nina Schweinfurth
Christoph Beglinger
Undine Lang, Prof. Dr. med.
Direktorin der Klinik für Erwachsene und der Privatklinik
Wilhelm Klein-Strasse 27, 4002 Basel
undine.lang@ upk.ch