«30 Jahre heroingestützte Behandlung in der Schweiz –  Erfolgsmodell zwischen Therapie und Schadensminderung?»

Die Not war gross Anfang der 90er Jahre: die Zahl der Drogentoten und neu beginnenden Heroinkonsument:innen auf einem Höchststand, offene Drogen-szenen in den Schweizer Städten, die HIV-Infektionsraten im europäischen Vergleich dramatisch. Die sonst so gemütliche, mitunter behäbige Schweiz musste reagieren und sie tat es effektiv. Die drogenpolitische Verankerung der Schadensminderung im Vier-Säulen-Modell 1991 gilt als wichtigster Bestandteil der eingeleiteten Massnahmen, die im Verlaufe der nächsten Jahre zu einer wesentlichen Verbesserung der Gesundheit der User, einem Rückgang der Inzidenz wie auch dem Verschwinden der offenen Drogenszenen führen sollten. Das Paket der Schadensminderung umfasste damals so verschiedene Interventionen wie Spritzentausch, Konsumräume, Arbeits- und Beschäfti-gungsmöglichkeiten oder die niederschwellige Substitution.
Trotz aller Erfolge der Substitution, oder Opioidagonistenbehandlung, wie sie heute bezeichnet wird, wurde schnell klar, dass die schwerstabhängigen Menschen nicht so erreicht werden konnten, wie es notwendig gewesen wäre. Es bedurfte einer Weiterentwicklung dieses Behandlungsangebotes mit entsprechender wissenschaftlicher Begleitevaluation. Dies war die Geburts-stunde des Erfolgsmodells der Schweizer heroingestützten Behandlung 
(HegeBe), das nun 30 Jahre alt wird.

An unserer Veranstaltung wollen wir diese Entwicklung noch einmal beleuch-ten, eine kritische Rückschau wagen, aber auch ein wenig feiern. Wir werden den Blick auf die Entwicklung dieser Behandlungsform in anderen Ländern werfen, ihn aber auch öffnen für die vielfältigen aktuellen Herausforderungen auf dem Gebiet der Harm Reduction. Aus diesem Grund ist es eine grosse Freude, dass die 15. Basler Frühjahrstagung gleichzeitig als 2. Harm Reduction D-A-CH-Konferenz (www.hr-dachkonferenz.eu) stattfinden wird. Das Ziel dieser Veranstaltungsreihe ist, Expert:innen aus den D-A-CH Ländern zum Thema Harm Reduction zusammenzubringen, um Entstigmatisierung und Schadens-minderung als Querschnittsthema über alle Bereiche der Suchthilfe und Suchttherapie zu beleuchten.

Einladung