«Was im Dunkeln bleibt, kann dort ungehemmt stattfinden», beschreibt Prof. Marc Graf, Direktor der Klinik für Forensik UPKF, die Motivation, über Pädophilie aufzuklären und damit Kinder vor sexuellem Missbrauch zu schützen. Unter seiner Leitung führt die Klinik für Forensik der UPK das Basler Präventionsprojekt «Kein Täter werden Schweiz» durch. Und im Rahmen dieses Programms bekommen er und sein Team mehrere Anrufe die Woche.
Beim Konsum von Kinderpornographie oder Verüben von Missbrauchstaten sei es wie bei anderen Suchtmitteln, so Graf: «Was wir Menschen tun und was uns guttut, wird wie ein Trampelpfad im Gehirn angelegt.» Je früher sich also jemand melde, desto besser sei dies im Hinblick auf eine mögliche erfolgreiche Therapie und somit den Schutz von Kindern. «Das kann man in jungen Jahren noch beeinflussen, bei einem 60-Jährigen geht das nicht mehr.»
Aufklärung: Möglichst früh
Zum Schutz der Kinder könne nicht früh genug mit dem Thematisieren über die körperliche Integrität angefangen werden, wie Marc Graf betont. Denn: Die meisten Übergriffe geschehen innerhalb der Familie. «Und wenn das daheim passiert, wie gross ist wohl die Chance, dass diese Familie das Kind über Missbrauch aufklärt?» Idealerweise gehöre die Sensibilisierung der Kinder deshalb schon in die Spielgruppe, spätestens aber in den Kindergarten.
Das Präventionsprogramm «Kein Täter werden Schweiz» wurde zusammen mit forio Frauenfeld, der Universitätsklinik Zürich sowie den Hôpitaux Universitaire de Genève initiiert. Lesen Sie dazu auch das Interview «Hier lernen Pädophile, keine Kinder zu missbrauchen» mit Marc Graf in der Basler Zeitung vom 13. November 2023 oder schauen Sie den Beitrag von SRF («Pädophilie – Kein Täter werden?», Sendung «Reporter» vom 10. November 2021).