Kritische Haltung zu Zwang

Eine neue Studie der UPK Basel hat die Haltung der Basler Bevölkerung zu Zwangsmassnahmen in der Psychiatrie untersucht.

Eine Studie der Universitären Psychiatrischen Kliniken (UPK) Basel zeigt: Der Einsatz von Zwangsmassnahmen in der Psychiatrie wird insgesamt kritisch beurteilt. Dabei spielen auch Vorurteile eine wichtige Rolle.

Je mehr eine Person über psychische Krankheiten weiss, desto kritischer ist diese gegenüber Zwangsmassnahmen in der Psychiatrie. Dies zeigt eine repräsentative Befragung der Basler Bevölkerung. Insgesamt haben die befragten Baslerinnen und Basler eine liberale und differenzierte Einstellung gegenüber der Psychiatrie. Diese entspricht in etwa der Gesetzgebung und psychiatrischen Leitlinien. Zu diesem Schluss kommt eine wissenschaftliche Studie der Universitären Psychiatrischen Kliniken (UPK) Basel.

Mit der Studie wurde zum ersten Mal die Zustimmung der Bevölkerung zu Zwangsmassnahmen in der Psychiatrie untersucht. Die 2207 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Bevölkerungsbefragung wurden gebeten, die Beschreibung einer fiktiven Person mit psychopathologischen Symptomen zu lesen. Danach konnten sie angeben, ob sie Zwangsmassnahmen für diese Person akzeptieren würden. Zusätzlich wurden die Vorurteile gemessen.

 «Die Studie zeigt, dass neben der Einschätzung der Situation auch Vorurteile gegenüber psychisch kranken Personen dazu führen, dass Zwangsmassnahmen befürwortet werden», sagt Prof. Christian Huber. Der Letztautor der Studie ist Chefarzt und Stellvertretender Direktor der UPK Klinik für Erwachsene. Und: «Je stärker eine Zwangsmassnahme die Person einschränkt, desto grösser wird auch die Rolle der Vorurteile», fasst Christian Huber die Resultate weiter zusammen.

Unter Zwangsmassnahmen werden Isolation, Zwangsmedikation und Fürsorgerische Unterbringungen zusammengefasst. Diese Massnahmen werden äusserst zurückhaltend eingesetzt, um einen drohenden Schaden für die betroffene Person oder andere zu vermeiden. «Die Psychiatrie steht auch aufgrund von Vorurteilen unter einem gewissen Druck, Zwangsmassnahmen anzuwenden, und das in höherem Mass als rechtliche Situation und Behandlungsleitlinien erfordern», sagt Prof. Christian Huber. Die Studie zeige, dass es weiterhin Bemühungen brauche, über psychiatrische Erkrankungen aufzuklären, um den Druck zu senken und die zwangsmassnahmenarme Psychiatrie weiter zu unterstützen.

Zur Studie: Steiger, S. et al.: Approval of Coercion in Psychiatry in Public Perception and the Role of Stigmatization. Frontiers in Psychiatry. (2022)

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