Forschende der Universitären Psychiatrischen Kliniken (UPK) Basel entwickeln digitale Behandlungsprogramme. Der Modellversuch zum Kompetenztraining für schwer erreichbare Jugendliche und junge Erwachsene in Jugendhilfeeinrichtungen und forensischen Institutionen hat begonnen. Interessierte Institutionen können sich bei der Studienleiterin Prof. Christina Stadler und ihrem Team melden.
Digitale psychologische Interventionen gewinnen in der Behandlung von psychischen Erkrankungen zunehmend an Bedeutung. Sie ermöglichen hohe Flexibilität und sind in Kombination mit professionellen Fachpersonen auch für diejenigen Jugendlichen und jungen Erwachsenen vielversprechend, die dringend eine Behandlung brauchen, jedoch nicht immer Zugang zu einem entsprechenden Angebot haben. In einem aktuellen Projekt untersucht Prof. Christina Stadler, Leitende Psychologin an der Klinik für Kinder und Jugendliche der UPK Basel und Professorin für Entwicklungspsychopathologie an der Universität Basel, die Wirksamkeit von digitalen Behandlungsprogrammen in sozialpädagogischen und forensischen Institutionen. «Digitale Angebote sind oft gerade für jugendliche Patienten ein vielversprechender Ansatz, da durch die neuen technischen Möglichkeiten ein attraktives Behandlungssetting realisiert werden kann, das nicht stigmatisierend erlebt wird», sagt Prof. Christina Stadler. Ziel des Projekts ist es, zu überprüfen, ob eine webbasierte Umsetzung des Skillstrainings START NOW (Infobox «Wirksames Training») mit Unterstützung klassischer Darbietungsformen – wie Anleitung durch einen Trainer oder eine Trainerin – hilfreich ist, die psychische Gesundheit von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in sozialpädagogischen und forensischen Institutionen zu verbessern.
Wirksame Behandlungsprogramme
Jugendliche und junge Erwachsene, die in sozialpädagogischen Einrichtungen oder forensischen Institutionen platziert sind, leiden häufig unter psychischen Problemen. Jedoch erhält nur ein Bruchteil der Betroffenen eine Behandlung. Skillstrainings, die darauf abzielen, grundlegende Fähigkeiten wie beispielsweise die Stress- und Emotionsregulation zu fördern, haben sich als wirksam erwiesen: In einem vorausgehenden internationalen Projekt konnte gezeigt werden, dass Jugendliche vom Skillstraining START NOW profitieren, jedoch institutionelle Faktoren berücksichtigt werden müssen. «Nicht alle Institutionen können ein Gruppentraining anbieten, weil manchmal personelle Ressourcen fehlen, Jugendliche nur kurz relativ platziert sind oder die Einrichtung wechseln. Hier können digitale psychologische Programme eine gute Alternative bieten», erklärt Prof. Christina Stadler.
Förderung durch Bundesamt für Justiz
Das Forschungsprojekt wird mit einer Million Franken vom Bundesamt für Justiz (BJ) unterstützt. Durch die Förderung dieses Projekts verspricht sich das BJ künftig sowohl zeitgemässe, flexible als auch kosteneffektive Behandlungsprogramme umsetzen zu können. Es wird erwartet, dass dadurch dem hohen Behandlungsbedarf Jugendlicher und junger Erwachsener in Jugendhilfeeinrichtungen und forensischen Institutionen gerecht werden kann. Zudem sollen durch die attraktiven digitalen Möglichkeiten bzw. deren Kombination mit herkömmlichen Ansätzen die Motivation, sich mit Themen der psychischen Gesundheit auseinanderzusetzen, gesteigert werden. Prof. Stadler fügt hinzu: «Wichtige Themen wie Autonomie und Selbstbefähigung stehen im Mittelpunkt des geplanten Ansatzes, der auch vorsieht, dass Teilnehmende sich durch das Training selbst qualifizieren können.»
- Möchten Jugendliche oder junge Erwachsene Ihrer Institution die webbasierte Applikation testen?
Der im April 2020 gestartete Modellversuch wird schweizweit in deutsch- und französischsprachigen Kantonen durchgeführt. Interessierte Institutionen können mit Prof. Christina Stadler und ihrem Team Kontakt aufnehmen. -
Wirksames Training START NOW
Im Skillstraining START NOW lernen Jugendliche und junge Erwachsene den Umgang mit Emotionen und Konfliktsituationen. «Die wissenschaftliche Überprüfung zeigt, dass mehr als 80 Prozent der Jugendlichen mit dem START NOW-Training sehr zufrieden waren und es anderen Jugendlichen weiterempfehlen würden. Auch konnte nachgewiesen werden, dass sich vorliegende Verhaltensprobleme im Vergleich zu der Gruppe ohne Training signifikant vermindert haben», sagt Prof. Christina Stadler, Leitende Psychologin an der Klinik für Kinder und Jugendliche der UPK Basel und Professorin für Entwicklungspsychopathologie an der Universität Basel. Sie ist massgeblich daran beteiligt, dass seit 2014 das aus den USA stammende Training für Jugendliche an die europäischen Verhältnisse angepasst und in der Schweiz etabliert wird. Weitere Informationen zu Start Now finden Sie auf der Projektwebseite.
Ansprechpartnerin für Medien
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel, Wilhelm Klein-Strasse 27,
4002 Basel, Telefon +41 61 325 51 11, www.upk.ch
Christina Stadler, Leitende Psychologin an der Klinik für Kinder und Jugendliche der UPK Basel,
Telefon +41 61 325 8279 / E-Mail christina.stadler@ upk.ch