Psychische Erkrankungen kosten in Europa jedes Jahr knapp 200 Milliarden Euro. Die Hälfte davon bezahlen die Arbeitgeber, weil mit dem Wohlbefinden auch die Produktivität ihrer Mitarbeitenden sinkt. Wie also können Arbeitnehmende vor psychischen Erkrankungen geschützt werden? Zum Beispiel mit einem zweitägigen Training in der Akzeptanz-Commitment-Therapie (ACT), wie ein aktuelles Beispiel aus dem Gesundheitswesen zeigt.
Eine zweitägige Weiterbildung in ACT führte bei interprofessionellen Teams an den Universitären Psychiatrischen Kliniken (UPK) Basel zu mehr Präsenz am Arbeitsplatz. Zu diesem Resultat kommt eine aktuelle Studie von Forschenden der UPK Basel, die im Oktober 2020 in Frontiers of Psychiatry erschienen ist. Ausserdem verbessert sich nach der Teilnahme an den ACT-Workshops die Behandlungsqualität der Patientinnen und Patienten durch die geschulten Mitarbeitenden im Vergleich zu einer Kontrollgruppe. Insgesamt werden die finanziellen Ausgaben des Arbeitgebers für den Workshop etwa um das Zehnfache durch die höhere Präsenz am Arbeitsplatz kompensiert. Das Ziel von ACT ist es, sich auf jene Aspekte des Lebens zu konzentrieren, die es lebendig und sinnerfüllt machen. Sie basiert auf den Prinzipien der Achtsamkeit und der Akzeptanz.
«Es zeigt sich, dass die Arbeit an eigenen Werten und die Kenntnis von achtsamkeitsbasierter Arbeit Arbeitnehmende im Gesundheitswesen motivieren und die Behandlungsqualität verbessern kann», sagt Prof. Undine Lang, Direktorin der UPK Klinik für Erwachsene und Privatklinik und Co-Autorin der Studie. Ausserdem zeige die Studie, dass eine interprofessionell angewendete ACT-Therapie zu einer wirksameren und effektiveren Behandlung psychischer Erkrankungen beitrage.
Die kontrollierte naturalistische Studie wurde auf vier stationären Abteilungen der UPK Basel durchgeführt, die auf die Behandlung von Depression spezialisiert sind. Die Mitarbeitenden zweier Abteilungen wurden in ACT geschult (28 Personen). Die Schulung war Teil eines obligatorischen Schulungsprogrammes. Als Kontrollgruppe dienten 30 Mitarbeitende der anderen beiden Abteilungen, die kein ACT-Training erhielten. In den beiden vergleichbaren Gruppen wurden während drei Monaten die Krankheitsabsenzen sowie die Behandlungsqualität gemessen. Alle Teilnehmenden der Studie waren Mitarbeitende der UPK Basel.
Gaupp, R., Walter, M., Bader, K., Benoy, Ch. und Lang, E.: A Two-Day Acceptance and Commitment Therapy (ACT) Workshop Increases Presence and Work Functioning in Healthcare Workers. Frontiers in Psychiatry (2020)