Innert kürzester Zeit haben die UPK ein Therapieangebot per Video und Telefon aufgebaut. Wie lief diese Umstellung?
Unerwartet unproblematisch. Die Informatik hat uns sehr schnell ein entsprechendes Tool zur Verfügung gestellt. Ebenfalls unerwartet positiv aufgenommen haben Patienten und Therapeutinnen die Umstellung.
Was sind die ersten Erfahrungen an den UPK mit der Therapie aus der Ferne?
Die meisten Patientinnen und Patienten schätzen die Möglichkeit der Videositzungen. Gerade für diejenigen, die sich sehr vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus fürchten oder Personen, die nicht so mobil sind. Für sie ist die Teletherapie eine grosse Bereicherung. Es zeigt sich bisher, dass die Therapie per Video und Telefon in bereits gefestigten therapeutischen Beziehungen sehr gut funktioniert. Abhängig von der Therapie werden die Patientinnen und Patienten in den Sitzungen zum Beispiel zu Achtsamkeitsübungen angeleitet oder es werden Expositionen durchgeführt. Auch strukturierte diagnostische Interviews oder das Ausfüllen von Arbeitsblättern funktionieren sehr gut.
Welche Herausforderungen ergeben sich durch die fernmündliche Behandlung?
Für Patientinnen und Patienten, die das erste Mal zu uns kommen, ist es eine Herausforderung, eine Beziehung am Telefon oder per Video aufbauen zu können. Auch sind nicht alle technisch gleich versiert. Manche erleben den Kontakt als unpersönlicher. Ausserdem haben wir Patientinnen und Patienten, für die die ambulante Therapie nahezu die einzige äussere Struktur und manchmal auch beinahe der einzige direkte persönliche Kontakt war. Für diese Patientinnen und Patienten ist die aktuelle Situation sehr belastend. In wenigen Ausnahmefällen haben wir weiterhin die Möglichkeit, die Therapie vor Ort durchzuführen. Das ist sehr wichtig, um allen Bedürfnissen und Notwendigkeiten gerecht zu werden.
Und aus Sicht der Therapeutinnen und Therapeuten?
Viele Therapeutinnen und Therapeuten erleben die Tele- und Videotherapien als anstrengender. Ihnen fehlen die nicht-verbalen Aspekte, die ein wichtiger Bestandteil der Therapie sind, also die Haltung, Gestik und Mimik. Gerade bei neuen Patientinnen und Patienten kann es in der digitalen Therapie herausfordernd sein, die Schwere der Erkrankung oder auch mögliche somatische Ursachen adäquat einzuschätzen. Es zeigt sich, dass für Erstgespräche der persönliche Kontakt doch sehr wichtig ist.
Wie funktioniert die digitale Therapie für Gruppen?
Derzeit ist erst ein Gruppentraining in sozialen Kompetenzen in Vorbereitung. Die anderen Gruppen werden bisher noch nicht digital durchgeführt. Es ist schwierig, interaktive Gesprächsgruppen angemessen zu leiten im digitalen Setting.
Wird die UPK dieses Angebot auch nach der Pandemie weiterführen?
Die Telefon- oder Videotherapie ist ein grosser Gewinn. Zum Beispiel hat sie für immobile oder terminlich stark eingebundene Patientinnen und Patienten viele Vorteile. Es ist viel leichter, einen Termin zu finden. Wir würden das Angebot nach der Pandemie gerne modifiziert weiterführen, sofern dies möglich sein wird.