Psychische Erkrankungen gehen für Betroffene meistens mit einer doppelten Bürde einher: Zum einen durch die Stigmatisierung, die ein psychisch erkrankter Mensch durch sein Umfeld erfahren kann, zum anderen durch das Leiden selber, das die Krankheit mit sich bringt. Die Stigmatisierung hält ausserdem viele davon ab, die nötige Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ein Teufelskreis, der auch für die Gesellschaft negative Auswirkungen mit sich zieht.
Und was bedeutet die Stigmatisierung für den betroffenen Menschen selber? «Scham, Hoffnungslosigkeit und wenig Selbstwertempfinden», bringt es
Prof. Christian Huber, Chefarzt und stellvertretender Klinikleiter an den UPK Basel, auf den Punkt. Die Psychiatrien müssten deshalb den Zugang zu ihren Angeboten entsprechend ausrichten und für die Hilfesuchenden niederschwellige Angebote schaffen.
Je nach Anliegen und Patientengruppe
Die gerade erschienene Studie «Treatment-seeking threshold and accessibility of psychiatric outpatient services in Switzerland: the relationship with stigma and self-esteem» der Arbeitsgruppe von Christian Huber hat diese Problematik anhand der ambulanten Angebote der UPK Basel untersucht. Die befragten Patientinnen und Patienten berichteten über eine beträchtliche Selbststigmatisierung und – verbunden damit – eine Minderung ihres Selbstwerterlebens.
Weiter zeigte sich, dass die ambulanten Angebote der UPK im Stadtzentrum (Kornhausgasse 7 und Spitalstrasse 2) als besser erreichbar erlebt werden als der UPK-Campus (Wilhelm Klein-Strasse 27). Patientinnen und Patienten, die sich notfallmässig in Spitalbehandlung begeben wollten, fanden aber auch die Erreichbarkeit des UPK-Campus gut. Je nach untersuchter Patientengruppe war ausserdem die Schwelle, sich Hilfe zu suchen, unterschiedlich hoch. Am höchsten war sie für die Notfallbehandlung und für Patientinnen und Patienten der Transkulturellen Ambulanz.
«Diese Befunde unterstreichen die Bedeutung unserer niederschwelligen ambulanten Angebote im Zentrum der Stadt», fasst Studienleiter Christian Huber zusammen. «Sie zeigen aber auch, dass die Erreichbarkeit und Niederschwelligkeit nicht für jedes Behandlungsangebot gleich erlebt werden, und dass wir noch mehr über Barrieren im Zugang zur psychiatrischen Versorgung erfahren müssen.»