Der Miteinbezug einer Kampfkunst in die Therapie wurde von den Probandinnen und Probanden als sehr motivierend empfunden. Was heisst das für die UPK?
Christian Huber: «Sport als therapeutisches Angebot ist bekanntlich gut für Körper und Geist von Menschen mit psychischen Problemen. Verbindet man ihn mit Elementen von Entspannungsverfahren und bewusster Selbstwahrnehmung, dürfte das die positive Wirkung noch weiter steigern. Gleichzeitig ist es enorm schwierig, für Menschen mit ganz unterschiedlichem Bezug zu Sport, oft niedrigem Fitnessniveau und unterschiedlichen körperlichen Beeinträchtigungen Angebote zu finden, die auch angenommen werden. Ziel wäre ja eine regelmässige und langfristige körperliche Aktivität, und die wird durch herkömmliche Trainingsprogramme oft nicht erreicht.»
Durch Budo schon?
«Budo kommt unabhängig von Alter, der Diagnose und Fitnesslevels sehr gut an. Das ist sehr ermutigend.»
Die UPK bieten diese Kampfkunst seit rund drei Jahren als unterstützende Therapieform an…
«…wir haben mit Karl Jawhari auch einen hervorragenden Trainer, besser geht es nicht. Er leitet bei uns die Pflege in der Zentralen Aufnahme, ist erfahrener Kickbox-Trainer und mehrfacher Kickbox-Weltmeister. Karl Jawhari hat dieses Angebot initiiert und unermüdlich gefördert. Mit ihm engagieren sich viele Mitarbeitende für unsere Budo-Gruppen, und die Klinik- und Geschäftsleitung haben dem Angebot den Weg geebnet.»
Ist ein Ausbau des Budo-Angebots vorgesehen?
«Die positiven Ergebnisse der Studie bestätigen uns darin, das Angebot weiterzuführen und zu verstetigen, um es möglichst vielen Patientinnen und Patienten aus der ganzen UPK zur Verfügung stellen zu können.»
Warum tut Sport unserer Seele so gut? «Körper und Geist des Menschen stehen nicht unabhängig nebeneinander, sondern interagieren auf vielfältige Weise. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass Sport nicht nur dem Körper, sondern auch dem Geist nützt. Manchmal kommt es vor, dass Menschen sich über verbale Behandlungsangebote gar nicht so gut erreichen lassen, aber von nicht-verbalen Therapien wie etwa sportlicher Tätigkeit sehr profitieren. Bei anderen wiederum ist Sport eine willkommene Ergänzung zu psychotherapeutischen und medikamentösen Angeboten. Wir schätzen es sehr, Sport in unserem breiten Spektrum aus therapeutischen Angeboten zu haben, der vielen Patientinnen und Patienten mit wenig Nebenwirkungen und Risiken nützen kann.»
*Christian Huber ist Chefarzt und stellvertretender Direktor der Klinik für Erwachsene (UPKE) an den UPK Basel. An der Studie «Implementation of a Budo group therapy for psychiatric in- and outpatients: feasibility study» teilgenommen haben zwischen Frühling 2021 und Frühjahr 2022 mehr als 720 Patientinnen und Patienten mit dem gesamten Diagnosespektrum. Fast die Hälfte der Probanden waren weiblich. Das Alter der Teilnehmenden lag zwischen 14 bis 69 Jahren.